Von der Tracht zur Volkskunst

Von der Tracht zur Volkskunst

Die Kunst vom Volk

Die Volkskunst ist ein Überbegriff für die Tracht und bedeutet „Kunst vom Volk“. Diese Kunst deren Wandel und Veränderung, festzuhalten und weiterzuentwickeln, hat sich das OÖ Heimatwerk zur Aufgabe gemacht. Aufgabe und Zweckbestimmung des OÖ Heimatwerks ist es deshalb unter anderem, einen relevanten Beitrag zu leisten, um die historisch gewachsene Eigenständigkeit und damit die Identität eines Landes oder einer Region anhand einer Tracht zum Ausdruck zu bringen. Für das OÖ Heimatwerk ist eine gesunde, auf Eigenständigkeit beruhende wirtschaftliche Basis die Grundlage, um kulturelle Aufgaben erfüllen zu können.

Von der Tracht zur Volkskunst

Die Tracht, das Dirndl oder das Gewand wie es auch genannt wird, bezieht sich häufig auf eine bestimmte Region. Früher spielte sich das Leben innerhalb eines Dorfes ab. Die Globalisierung war kein Thema. An der Kleidung konnte man erkennen, aus welcher Gegend einer Person stammt, ob man verheiratet war, Hochzeit oder Trauer trug. Auch so manche Redensarten, die von der Kleidung abstammen, sind heute noch gebräuchlich. Zum Beispiel: „Der Bursch bandelt beim Dirndl an“ – damit ist das Schürzenband gemeint.

Auch die Materialien der Tracht haben oft Bezug auf die Region: z. B. Mühlviertel.
Grundmaterial für ein Dirndl war unter anderem auch Leinen. Leinen besteht aus Flachs. Das beste Anbaugebiet für Flachs war das Mühlviertel. Daher wurden in dieser Gegend viele Webereien gegründet. Gegenwärtig hat man diese Tradition wieder aufgegriffen und nimmt sich diesem Thema mit der Gründung einer Weberstraße an.

Die Produktionspalette reichte früher von Stoffen für Bettzeug, Haushaltswäsche bis hin zur Bekleidung.

Auch die Färberei war eine wichtige Handwerkssparte. Entweder wurde der einzelne Faden oder der gewebte Stoff gefärbt. Weber und Färber kooperierten produktionsbedingt und siedelten sich deshalb in der Nähe an. Eine hohe Kunst der Färber war und ist der Blaudruck. In der Fachsprache heißt der Druck „Reservedruck“. Es wird nicht blau gedruckt, sondern mit einem Holzmodl wird ein sogenannter „Bap“ gedruckt und am Montag blau gefärbt. Aus dieser Zeit stammt der Ausdruck „der blaue Montag oder man macht blau“, das so viel heißt, als dass am Montag nicht gearbeitet wird, weil der Stoff in der Farbe liegt.

Bei der Entwicklung der beiden Handwerkssparten lässt sich eine Verschmelzung von Handwerk und Kunst ableiten, die weiter fortgesetzt zum Kunsthandwerk bis hin zur modernen Kunst führt.

Die Tracht kann in drei Arten unterteilt werden:

  1. Alltagstracht: z. B. Sommerdirndl in Baumwolle
  2. Sonntagstracht: z. B. schwarzer Leiblkittl
  3. Festtagstracht: z. B. Seiden- oder Wolldirndl mit Verzierung

Ein traditionelles Dirndl erkennt man an verschiedenen Merkmalen

  • der Rock ist mit einem „Hansl“ handgezogen
  • eventuell der Saum unten mit einen „Kittelblech“ versehen
  • bei Knopfverschluss – handgenähte Knopflöcher
  • sonst Haftlverschluss
  • ein Brustabnäher
  • Schürze handgezogen
  • beim Alltagsdirndl kann die Schürze auch mit der Maschine gezogen sein

Im Jahreskreis ergeben sich viele Möglichkeiten, die jeweilige Art eines Dirndls zu tragen

Zu hohen kirchlichen und weltlichen Festen wird die Goldhaube, das Kopftuch oder ein Hut getragen, wie zum Beispiel Fronleichnam, Erntedank, Stadtfesten usw.

Die Goldhaube stammt vom Bürgertum und ist im Laufe der Jahrhunderte mit dem Bauerntum zusammengewachsen. Daher findet man bei den Goldhaubenkleidern die verschiedensten Macharten. Dazu wurden nur festliche Stoffe wie zum  Beispiel Seide verwendet.

Die Goldhaube wurde früher von der Hut- und Aufputzmacherin, so hieß der Berufsstand, gemacht.

In den 50-iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts entwickelte sich eine große Trachtenbewegung. In diese Zeit fiel auch die Gründung des OÖ Heimatwerkes.

Herr Hofrat Dr. Lipp war der Trachtenexperte vom Land Oberösterreich schlechthin und somit der Wegbereiter für die erfolgreiche Entwicklung des OÖ Heimatwerkes. Seine Studien und Arbeiten bilden die Basis für die Tracht und bilden damit unsere Grundlagen bei der Entwicklung von Trachten.

Oberösterreich wird landwirtschaftlich in 4 Viertel eingeteilt. Die Trachtenlandschaft besteht in Oberösterreich jedoch aus 5 Vierteln, nämlich dem

  • Mühlviertel
  • Traunviertel
  • Hausruckviertel
  • Innviertel
  • Salzkammergut

Relevante Aufzeichnungen über die Tracht stammen aus den 50-iger Jahren des vorigen Jahrhunderts.

Die Tracht hat sich in ihrer Vielfalt, zum Beispiel im Schnitt, in der Farbe, beim Muster, in der Länge und in den Materialien, bei Qualitäten,  im Aussehen usw. weiterentwickelt. Dadurch ist und bleib Tracht lebendig und stellt ein Spiegelbild der jeweiligen Generation dar.

Seit 1998 hat sich in Oberösterreich durch die Goldhaubengruppen eine neue Trachtenbewegung entwickelt, die nicht nur regional, sondern international Beachtung findet. Für die einzelnen Orte wurden neue Trachten kreiert. Mittlerweile haben sich bis heute schon ca. 800 neue Trachten in Oberösterreich etabliert.

Oberösterreich ist eines der wenigen Bundeländer, in dem der Tracht in diesem Ausmaß Beachtung geschenkt wird.

Das OÖ Heimatwerk ist ein relevanter Bewahrer in Sachen Tracht und somit 1. Adresse in Oberösterreich.
Die Tracht war und ist ein wichtiger Kulturträger, der das Land und seine Bevölkerung prägt.

Hier ein kleiner Auszug der Volkstrachtensammlung:

Salzkammergut
Österreich - Salzkammergut
Oberösterreich
Österreich - Oberösterreich